Sonntag, 31. Juli 2011

Karl Olsberg - Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt

 Angaben zum Buch

Autor: Karl Olsberg
Titel: Schöpfung außer Kontrolle: Wie die Technik uns benutzt
Originaltitel: -
Erschienen: 1. März 2010
Verlag: Aufbau Verlag
ISBN10: 3351027141
ISBN13: 978-3351027148
Seitenanzahl: 297
Preis: 19,95 € 


Autorenporträt


Karl Olsberg (geb. 1960) promovierte über Anwendungen Künstlicher Intelligenz, war Unternehmensberater, Marketingdirektor eines TV-Senders, Geschäftsführer und erfolgreicher Gründer zweier Unternehmen in der "New Economy". Er wurde unter anderem mit dem "eConomy Award" der Wirtschaftswoche für das beste Start Up 2000 ausgezeichnet. Heute arbeitet er als Unternehmensberater und lebt mit seiner Familie in Hamburg. Vom Autor erschienen bisher: "2057 - Unser Leben in der Zukunft" [2007] sowie die Romane "Das System" [2007], "Der Duft" [2008] und "Schwarzer Regen" [2009].

Quelle: Amazon 


Inhaltsangabe 

Immer schneller und unaufhaltsamer ist der technische Fortschritt. Schon heute können wir die uns tagtäglich umgebende Technik kaum noch verstehen. Karl Olsberg stellt als Experte die richtigen Fragen: Sind wir überhaupt die Herren dieser Entwicklung? Sind wir dazu verdammt, in absehbarer Zeit durch unsere Schöpfung versklavt zu werden? Eindrucksvoll belegt er: Auch die Genese der Technik folgt dem evolutionären Prinzip allen Lebens. Schnell drängt sich ein ungeheurer Gedanke auf: der Mensch als Steigbügelhalter auf dem Weg zur Herrschaft der Maschinen. Die Zwangsläufigkeit von Olsbergs Darstellung ist bestechend und beängstigend zugleich. Verständlich fasst er Theorien von Charles Darwin bis zu Richard Dawkins, von Alan Turing, Ray Kurzweil, Stephen J. Gould u.v.a. zusammen und denkt sie konsequent weiter zu dem aufrüttelnden Szenario eines zukünftigen Lebens. Olsberg ist jedoch kein Technikfeind, er warnt lediglich vor der Naivität und Selbstüberschätzung der Menschen. Gleichzeitig zeigt er, wie wir verantwortlich gegenüber unserer Zukunft und der unserer Kinder handeln.

Quelle: Klappentext 


Mit meinen Worten 

Auf dieses Buch wurde ich aufmerksam durch eine Werbeanzeige in der Zeitschrift "Emotion".

Die lustige Karikatur von der Evolutionsgeschichte, die beim Affen startet und beim Menschen vor dem PC endet, kennen viele. Diese in Verbindung mit dem Buchtitel hat mich sofort neugierig auf das Buch gemacht.

Karl Olsberg schreibt normalerweise Thriller. Von denen habe ich allerdings noch keinen gelesen. Somit war dieses Sachbuch also mein Debüt mit dem Autor.

Auch wenn ich den Computer und das Internet jeden Tag rege nutze - beruflich sowie privat - auch um mich mit anderen Menschen über Bücher auszutauschen, so bin ich doch ein Gegner, was die rasche Weiterentwicklung der Technik angeht.

Mit dem zunehmenden Einsatz von Maschinen katapultiert sich der Mensch selber ins Aus. Maschinen sind die billigeren und zuverlässigeren Arbeitskräfte und so wundern wir uns weiter, warum die Arbeitslosenzahlen steigen und immer mehr Leute auf der Straße stehen ...

Olsbergs Buch ist keine Hetze gegen die Technik, sondern vielmehr ein Sachbuch mit verständlichen und auch mal weniger verständlichen Fakten - ein Wegweiser in der Welt der Maschinen. Manchmal zum Schmunzeln, wie z. B. mit seiner Widmung "Gewidmet der ersten Maschine, die diesen Text lesen und verstehen kann." und manchmal zum Nachdenken mit Sätzen wie: "Wir haben längst die Kontrolle verloren über die Dinge, die wir schufen. Wenn wir eine Zukunft haben wollen, tun wir gut daran, das zu verstehen."

Ich habe aus diesem Buch so einiges für mich mitnehmen können, was interessant war und mich zum Nachdenken gebracht hat. Aber es gab auch Stellen, die mich weniger interessiert haben, oder die mir einfach zu kompliziert waren. Mit dem Evolutionsspiel auf S. 55 habe ich mich zum Beispiel überhaupt nicht beschäftigt und habe auch nicht das Gefühl, etwas Wichtiges versäumt zu haben.

Karl Olsbergs Sachbuch ist sicherlich ein Buch, über das kontrovers diskutiert werden kann, aber es ist immer noch beruhigend zu wissen, dass es von einem Menschen und keiner Maschine verfasst worden ist ...

 © M. Schulte

Mittwoch, 22. Juni 2011

Simone Behnke - Mittsommernächte


Angaben zum Buch

Autor: Simone Behnke
Titel: Mittsommernächte
Originaltitel: -
Erschienen: 2006
Verlag: Lübbe
ISBN: 3404154967
Seitenanzahl: 348

Autorenportrait

Simone Behnke wurde 1967 an der Ostsee geboren. Nach einem medizinpädagogischen Studium wechselte sie in die Touristikbranche. Seit 1996 lebt die Schriftstellerin in München. Ihr Ziel ist es, in ihren Romanen Geschichten über Menschen in historischen oder seltenen Berufen zu erzählen.

Inhaltsangabe

MITTSOMMERNÄCHTE ist eine tiefsinnige Liebesgeschichte zwischen dem Polarforscher Nils Anderson und der Repräsentantin eines Kreuzfahrtveranstalters, Caroline Wegener.

Im Ewigen Eis kommt es zu einer ungewöhnlichen Wette zwischen den beiden. Die Aufgabe, die der Vierzigjährige dabei zu bewältigen hat, fordert eher den Geist als die männliche Muskelkraft heraus. Nils soll Caroline ein außergewöhnliches Menü kredenzen, dessen delikate Zutaten nicht kulinarischer, sondern verbaler Art sind.

Die Geschichte entführt den Leser auf den unberührtesten Kontinent dieser Erde, dessen Pol vor noch nicht einmal hundert Jahren zum ersten Mal von einem Menschen betreten wurde. Die Sichtweise auf das Weltgeschehen, auf all die absurden Kämpfe der Menschen auf den fünf Kontinenten untereinander, bekommen im tiefsten Süden eine neue Wertigkeit.

Niemand, der sich einmal in die Antarktis begeben hat, ist nach seiner Rückkehr in die Zivilisation noch der selbe wie zuvor.

Quelle: Homepage der Autorin

Mit meinen Worten 

Ähnlich wie bei ihrem Roman "Federspiel" ziert auch diese Taschenbuchausgabe ein hübsches und ansprechendes Cover. Mit 348 Seiten ist dieser Roman von der Länge her genau richtig und man kann merken, dass Simone Behnke auch für dieses Projekt wieder gut recherchiert hat.

Die Autorin liebt Extreme und schafft es, sogar Frauen der Marke "Frostbeule", wie ich es bin, die Antarktis ein großes Stück näherzubringen.

Ich hatte ein wenig Bedenken vor dem Lesen des Buches und habe es mir extra in meinem kuscheligen warmen Bett bequem gemacht - es wäre gar nicht nötig gewesen, denn Simone Behnke hat eine sehr warme und angenehme Art zu schreiben. Ich habe die Reise in die Antarktis sehr genossen und konnte viel an wissenswerten Dingen für mich mitnehmen und mir auch bildlich sehr gut vorstellen. Für mich besonders interessant: Wie geht der Mensch mit dieser Kälte um, wo lauern die Gefahren, was für Vorbereitungen muß man treffen, wenn man sich auf Erkundungstour begibt.

Sensationell auch der Einblick in das Leben der Pinguine. Besonders rührend finde ich eine Szene, in der Caroline eine sehr eindrucksvolle Begegnung mit einem Pinguin hat:

"Neugierig kam der junge Pinguin näher an Caroline heran. Nur wenige Zentimeter trennten nun die sternförmigen braunen Pupillen des Pinguins von Carolines grünen. Und dann geschah es ganz plötzlich. Wie ein kleines Kind legte er unerwartet seinen Kopf auf Carolines Bein, sodass sie den Herzschlag des Vogels spüren konnte. Was für ein Gefühl! Wenn Nils dieses seltene Schauspiel doch nur sehen könnte. Monatelang hatte sie gehofft, dass sich ihr, genau wie Nils, einmal ein Pinguin vertrauensvoll nähern würde. Sie hatte ihn um seine Fähigkeit, Zutrauen zu den Vögeln herzustellen, beneidet. Und nun, in ihren letzten Stunden, was es doch noch geschehen. Nach einigem Zögern strich Caroline vorischtig mit ihrer Hand über den zarten Flaum. Als der Pinguin jedoch zusammenzuckte, hörte sie mit den Berührungen sofort wieder auf. Was mochte wohl in diesem Moment in seinem Kopf vor sich gehen? Caroline fühlte sich, als wäre das meterdicke Eis zwischen ihr und den Naturbewohnern plötzlich gebrochen. Welch ein großes Geschenk zum Abschied. Und welch eine Trostlosigkeit, dass sie dieses Gefühl mit niemandem teilen konnte. Hätte sie in diesem Moment einen Wunsch frei gehabt, dann den, dass der Pinguin auf ihrem Bein liegend, sich geborgen fühlend, einschlafen würde. Und Nils würde mit Laura an der Hand langsam staunend auf sie zukommen.

Lautlos liefen ihr Tränen über die Wangen. Wie mächtig konnten die allzu banal erscheinenden Momente im Leben doch sein? Kein Mensch konnte hier leben, ohne von der Einzigartigkeit der Natur ergriffen zu werden. Sobald jemand in diese vollkommene Unvollkommenheit aus Schnee und Eis eintauchte, änderte sich unwillkürlich seine Wahrnehmung. Und so hatten diese Wochen auch Carolines Empfinden für immer verändert."

Die beiden Hauptfiguren sind sehr gut ausgearbeitet und das Gute ist, dass der Leser die zwei im Laufe der Geschichte immer besser kennenlernt - sozusagen scheibchenweise, was den Verlauf des Buches natürlich wesentlich interessanter gestaltet. Die zwei Protagonisten sind der rote Faden, der durch das komplette Buch läuft: Caroline das eine und Nils das andere Ende. Und Knotenpunkt ist die Forschungsstation im Eis. Dort treffen sie immer wieder zusammen. Alles in allem sehr flüssig geschrieben - nur zum Schluss geriet mein persönlicher Lesefluss etwas aus den Fugen, weil es so spannend war, dass meine Augen gar nicht so schnell folgen konnten, wie ich wohl gerne gelesen hätte. Meine Finger hätten schon fast zur nächsten Seite geblättert, obwohl ich noch ganz oben beim ersten Abschnitt war.

Leider haben sich ein paar Rechtschreibfehler eingeschlichen und es wurde einmal ein Name verwechselt - aber ich konnte darüber gut hinwegsehen.

Mir hat es sehr gefallen und ich kann es jedem ans Herz legen, sollte jedoch noch erwähnen, dass das Buch sehr tiefgründig ist und vielleicht nicht unbedingt etwas für Menschen, die sehr dicht am Wasser gebaut haben. Für mich hat Simone Behnke Nicholas Sparks bereits den Rang abgelaufen und ich freue mich schon jetzt auf das nächste Werk von ihr!

Homepage der Autorin:


http://www.simonebehnke.de/

© M. Schulte 

Harold Cobert - Ein Winter mit Baudelaire

Angaben zum Buch

Autor: Harold Cobert
Titel: Ein Winter mit Baudelaire
Originaltitel: Un hiver avec Baudelaire
Erscheint: August 2010
Verlag: Pendo
ISBN10: 3866122586
ISBN13: 978-3866122581
Seitenanzahl: 288

Autorenportrait 

Harold Cobert, 1974 in Bordeaux geboren, hat Literatur studiert. Nach einem Surfunfall im Alter von zwanzig Jahren begann er zu schreiben. Er ist Theater-, Film- und Fernsehautor und hat in Frankreich unter anderem eine Reihe Essays über Mirabeau veröffentlicht. EIN WINTER MIT BAUDELAIRE ist sein erstes Buch, das auf Deutsch erscheint.

Quelle: Klappentext

Inhaltsangabe

Es wird Herbst in Paris, als Philippe den Boden unter den Füßen verliert. Nach der Trennung von seiner Frau zwingt sie ihn, die gemeinsame Wohnung zu verlassen, und verwehrt ihm den Kontakt zu seiner Tochter. Als wenig später sein Arbeitsvertrag nicht verlängert wird, ist das der letzte Schritt, der ihn in den Abgrund stürzen lässt. Das Leben auf der Straße droht ihm den Rest seiner Würde zu nehmen. Doch dann begegnet er Baudelaire, der ihn mit beständigem Optimismus und treuem Hundeblick auf vier Pfoten zurück ins Leben führt. Dank ihm und mithilfe des einfallsreichen Kebab-Verkäufers Bébère und der weisen Toilettenfrau Sarah findet Philippe den Mut für einen Neuanfang. Und auf einmal scheint der Tag, an dem er seine Tochter wieder in die Arme schließen kann, gar nicht mehr so fern.

Quelle: Klappentext

Mit meinen Worten

Philippes Leben fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen, als seine Frau ihn nach der Scheidung vor die Tür setzt. Seine größte Angst ist, seine kleine Tochter nicht sehen zu dürfen. Doch seine Frau hat zur Bedingung gemacht, dass er seine Tochter an den Wochenenden erst zu sich holen darf, wenn er eine eigene Wohnung hat. Doch der Gedanke daran rückt in weite Ferne, als er auch noch seine Arbeit verliert.
Das Geld wir knapp und schließlich bleibt ihm nichts mehr als die Kleidung, die er am Leib trägt. Von nun an führt Philippe ein Leben auf der Straße.

Harold Cobert hatte sich schon nach wenigen Seiten in mein Herz geschrieben. Schonungslos aber sehr einfühlsam beschreibt er Stufe um Stufe Philippes Abstieg. Ich hatte beim Lesen immer einen Kloß im Hals und habe mich gefragt, ob es tatsächlich möglich ist, so schell so tief zu fallen. Dieses beklemmende Gefühl bin ich die ganze Zeit über auch nicht mehr losgeworden.

Durch diesen Roman hat sich meine ganze Sichtweise völlig umgestellt. Dem Roman lag ein Schreiben vom Autor an die Buchhändler bei, wo unter anderem zu lesen ist: "Schlimmer als das Leben auf der Straße, das Elend und die Gewalt ist es, in den Blicken der anderen nicht mehr zu existieren. Auf ein unsichtbares Etwas reduziert zu werden." 


Diese Sätze haben mich nach Beenden des Buches den ganzen Nachmittag nicht mehr losgelassen. Wie reagiert man selber, wenn einem ein Obdachloser zu nahe kommt? Als erstes stellt sich der Fluchtreflex ein, weil diese Menschen nicht mehr die Möglichkeit haben, sich so sauber zu halten, wie es für uns selbstverständlich ist. Schon der Geruch stößt uns ab. Viele von ihnen haben zusätzlich noch eine Alkoholfahne, weil das Leben auf der Straße ohne Alkohol kaum zu ertragen ist. Aber kaum einer fragt sich, warum diese Menschen letztendlich überhaupt auf der Straße gelandet sind ...

Als Philippes Freund sich von ihm abwendet, hat mich das sehr betroffen gemacht und das Schlimme ist, dass ich es trotzdem nachvollziehen konnte. Nicht nachvollziehen hingegen konnte ich das Verhalten von Philippes Exfrau und ihren Eltern. Dem Vater das Kind vorzuenthalten und dann auch noch wegzuziehen ohne eine Adresse zu hinterlassen, das ist das Allerletzte.
Erst als Philippe dann auf Baudelaire trifft und dieser Hund ihm zeigt, dass es sich zu leben lohnt, fasst er wieder Mut und bekommt sogar unerwartete Unterstützung.

Durch die kurzen Kapitel hatte ich das Gefühl, dass die Seiten nur so an mir vorüber flogen - dabei hätte ich liebend gerne noch viel mehr gelesen. Dieser Roman geht unter die Haut und lässt den Leser sehr nachdenklich zurück. Ich kann nichts anderes als fünf Sterne für dieses Werk vergeben und hoffe, in Zukunft noch viele Bücher von diesem Autor lesen zu dürfen.

© M. Schulte  

Jo Nesbø - Headhunter

Angaben zum Buch 

Autor: Nesbø, Jo
Titel: Headhunter
Originaltitel:
Verlag: Hodejegerne
Erschienen: 16. Juli 2010
ISBN-10: 3548280455
ISBN-13: 978-3548280455
Seiten: 301
Einband: Broschiert

Autorenportrait

Jo Nesbø, 1960 geboren, ist Ökonom, Schriftsteller und Musiker, er arbeitete viele Jahre lang erfolgreich als Broker und war gleichzeitig Sänger der damals populärsten norwegischen Band Di derre. Bereits sein Romandebut Der Fledermausmann wurde als „Bester Kriminalroman des Jahres“ ausgezeichnet und mit Rotkehlchen gelang ihm international der Durchbruch. Inzwischen ist er Norwegens erfolgreichster Autor. Jo Nesbø lebt in Oslo.

Quelle: Verlagsseite

Inhaltsangabe 

Roger Brown gilt als Top-Headhunter. Wenn er anruft, gehorchen die Bosse aufs Wort. Was niemand weiß: Brown spielt ein falsches Spiel. Doch dann geht einer seiner Coups grandios daneben und plötzlich wird er zum Gejagten.

Quelle: Klappentext

Mit meinen Worten 

Roger Brown ist Headhunter. Und er ist der Beste! Wenn er mit dem Finger schnippt, springen die Anderen. Er hat alles, was man mit Geld kaufen kann - dank seines kleinen Zusatzgeschäftes, denn Roger Brown stiehlt die Kunstgemälde seiner Klienten.
Bei dem Lebenswandel, den er und seine Frau führen, bleibt ihm auch nichts anderes übrig, denn ohne seinen Nebenverdienst könnte er nicht einmal sein Haus halten. Als seine Frau ihm einen potentiellen Klienten vorstellt, muss er sich mächtig ins Zeug legen, denn dieser hat zufällig ein ganz kostbares Gemälde in seinem Besitz. Und da kann Roger einfach nicht widerstehen.
Doch bei seinem letzten und größten Coup wendet sich plötzlich das Blatt und Brown ist der Gejagte. Und als er erkennen muss, wer ihn verraten hat, ist es beinahe zu spät.

Da ich noch keines seiner Bücher kenne, ist der Headhunter von Jo Nesbø mein Debüt und ich habe somit keinen Vergleich zu den Harry Hole Romanen.
In meinen Augen ist dieser Roman sehr gelungen. Der Autor schreibt fesselnd und überzeugt durch eine stimmige Story, die zwar manchmal etwas übertrieben wirkt aber nicht unglaubwürdig. Einige Szenen waren etwas unangenehm und haben ihr Ziel, den Leser zu schocken wohl erreicht (zumindest bei mir).
Etwas unnötig fand ich den Prolog, denn dieser ist Ausgangspunkt für gar nichts und dient nur der Effekthascherei. Aber das hat Jo Nesbø eigentlich gar nicht nötig.

Das spannende an diesem Thriller sind die vielen unvorhersehbaren Wendungen und das gut durchdachte Szenario in diesem Katz- und Mausspiel. Sein Protagonist Roger Brown ist ein kleiner arroganter Gauner, den man aber trotz allem irgendwie sympathisch findet. Bleibt abzuwarten, ob sein Platz in dieser Serie gesichert ist. 


Ich würde es begrüßen, denn Headhunter hat mich überzeugt, nachdem ich es nicht wieder aus der Hand legen konnte, bis ich es ganz durchgelesen hatte.

© M. Schulte 

Fred Vargas - Die dritte Jungfrau

Angaben zum Buch

Autor: Fred Vargas
Titel: Die dritte Jungfrau
Originaltitel: Dans les bois éternels
Erschienen: 2007
Verlag: Aufbau Verlagsgruppe
ISBN: 3351032056
Seitenanzahl: 474

Autorenportrait 

Fred Vargas, geb. 1957, ist die bedeutendeste französische Kriminalautorin und eine Schriftstellerin von Weltrang; sie wird heute in 30 Sprachen übersetzt. Ihre neun Romane liegen bei Aufbau und AtV sämtlich in Übersetzung vor. Deutscher Krimipreis 2004 für "Fliehe weit und schnell".

Quelle: Amazon

Inhaltsangabe  

Adamsberg hat ein altes, kleines Haus mitten in Paris erworben. Doch in dem Haus spukt es, sagt der Nachbar. Der Schatten einer frauenmordenden Nonne aus dem 18. Jahrhundert schlurft des Nachts über den Dachboden. Gehört hat der Kommissar das schon, aber was macht ihm das aus, wo er es doch mit viel gegenwärtigeren, furchtbaren Schatten zu tun hat. Einem zum Beispiel, der in einer Pariser Vorstadt zwei kräftigen Männern mit einem Skalpell die Kehle durchgeschnitten hat. Was keiner außer ihm sieht: Beide haben Erde unter den Fingernägeln. Wonach haben sie gegraben, das sie das Leben kostete?

Quelle: Verlagsseite


Mit meinen Worten 

Rot wie Blut ist der Schutzumschlag, welcher die Hardcoverausgabe von Fred Vargas Roman "Die dritte Jungfrau" ziert.

Diese ist meine erste Begegnung mit Frau Vargas und sie hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Gewöhnungsbedürftig war für mich ihr Schreibstil, was aber wohl an den sehr skurilen und eigenwilligen Figuren in ihrem Roman liegt. Da ist zum einen dieser etwas kauzige, recht unbeholfen wirkende Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg und zum anderen sein neuer Kollege Veyrenc, der noch immer mit einem Kindheitstrauma zu kämpfen hat. Seine Ängste versucht er durch das Aufsagen von Gedichten auf ein Minimum zu reduzieren.
Die beiden werden zu Rivalen und müssen doch in diesem Fall eng zusammenarbeiten, dabei ist es nicht immer leicht, das Private vom Beruflichen zu trennen.

Anfangs habe ich mir gedacht: Ach Du meine Güte, sind denn die Figuren in Vargas Roman alle aus einer Anstalt entflohen? Ein ständig Gedichte vor sich hinbrabbelnder Veyrenc und ein Kommissar, der Steine aus dem Wasser sammelt, weil nach seiner Aussage das Wasser mit einer unendlichen Geduld über diese Steine hinwegströmt, um all ihre Unebenheiten wegzufressen. 


So manches Mal hatte ich das Gefühl, dass Adamsberg wie einer dieser Steine ist, der stoisch darauf wartet, dass jemand anderer seine Problem für ihn löst. Es hat mich zeitweise wahnsinnig gemacht, wie gelassen - ja teilweise sogar resigniert er einige Dinge hinnimmt.
Erst nach und nach konnte ich über die kleinen Unebenheiten hinwegsehen und die ein oder andere "Macke" nachvollziehen.

Lange puzzelt man an den Hinweisen herum, die den Leser zu dem Mörder führen, nur um dann wieder feststellen zu müssen, dass man auf der völlig falschen Spur gewesen ist. 


Auch wenn sich mittendrin ein paar Seiten wie Kaugummi ziehen oder einige Dinge sehr unrealistisch rüberkommen wie z. B. die Sache mit der Katze, die auf eine Fährte angesetzt wird, wie man es eigentlich nur bei einem Hund macht..., so verliert das Buch doch nie seine ursprüngliche Spannung und der Schluss hält noch so manche Überraschung für den Leser parat.

Ich denke mal, um mit den Protagonisten volllends warm zu werden, sind da noch ein paar Begegnungen mit ihnen fällig und aus diesem Grunde werde ich auch noch weitere Bücher von Fred Vargas lesen. Mein Fazit: Lesenswert ist der Krimi auf jeden Fall.

Reihenfolge der Kommissar Adamsberg Reihe

1. L'homme aux cercles bleus 1991 - Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord 2003 (TB)
2. L'homme à l'envers 1999 - Bei Einbruch der Nacht 2000 (HC)
3. Les Quatre Fleuves 2000 - Das Zeichen des Widders 2008 (HC) Comic
4. Pars vite et reviens tard 2001 - Fliehe weit und schnell 2003 (HC)
5. Coule la Seine 2002 - Die schwarzen Wasser der Seine 2007 (broschiert) div. Geschichten
6. Sous les vents de Neptune 2004 - Der vierzehnte Stein 2005 (HC)
7. Dans les bois éternels 2006 - Die dritte Jungfrau 2008 (HC)
8. Un Lieu Incertain 2008 - Der verbotene Ort 2009 (HC)

© M. Schulte  

Dienstag, 31. Mai 2011

Gunnar Leue - Football's coming home

Angaben zum Buch

Autor: Gunnar Leue
Titel: Football's coming home: Die großen Momente der Fußballpopgeschichte
Originaltitel: Football's coming home
Erschienen: 1. Mai 2010
Verlag: Droemer/Knaur
ISBN10: 3426782774
ISBN13: 978-3426782774
Seitenanzahl: 304

Autorenportrait

Gunnar Leue, Jahrgang 1963, lebt und arbeitet als freier Journalist in Berlin. Seine Texte, die oft um Fußball und Musik kreisen, erscheinen unter anderem in Galore, taz, 11 Freunde, FAS, Berliner Zeitung und Lausitzer Rundschau. "Football´s coming home" ist sein erstes Buch.

Quelle: Verlagsseite

Inhaltsangabe

Das kann keiner trennen: Fußball und Musik gehören zusammen wie Schwalbe und Elfmeter. Gunnar Leue ist den schrägsten Begebenheiten zwischen Stadion und Studio auf der Spur: In welchem deutschen Verein ist Robbie Williams Mitglied? Woran scheiterte Bob Dylans WM-Auftritt? Und wem sponserten "Die Ärzte" ein Klo? In diesem außergewöhnlichen Buch gibt Gunnar Leue die überraschenden Antworten und erzählt viele andere unterhaltsame Fußballpopgeschichten.

Quelle: Klappentext

Mit meinen Worten

Zunächst muss ich gestehen, dass ich kein Fußballfan bin - wohl aber ein großer Musikfan. Die Verbindung zwischen beidem, finde ich jedoch sehr interessant. Und genau aus dem Grund musste ich dieses Buch unbedingt lesen.
Spätestens nach Grönemeyers WM-Hymne "Zeit, dass sich was dreht" in 2006, ist bewiesen, dass der Zusammenhalt der Fans noch größer geworden ist. Grönemeyer brachte diese Single sogar seinen zweiten Nummer-Eins-Hit in seiner Musikkarriere.

Gunnar Leue berichtet von vielen großen Momenten in der Fußballpopgeschichte und fördert so manchen Schatz zu Tage. Momente, an die man sich erst wieder zurück erinnert, wo man von ihnen liest. "Football's coming home" ist ein Buch für Jung und Alt. Auf 304 Seiten hat der Autor alles an Anekdoten, von ernst bis witzig, zusammengefasst, was die Fußballpopgeschichte an Futter zu bieten hat:

Ozzy Osbourne, der am 20. Januar 1982 in Amerika auf der Bühne (eher aus Versehen) einer Fledermaus den Kopf abgebissen hat. Ein Fan hatte sie auf die Bühne geworfen und Ozzy ging davon aus, dass es eine Attrappe war. Dies sicherte ihm eine Spitzenposition unter den Schockrockern ...

oder

... die brasilianische Lagerleitung, die 1966 während der Weltmeisterschaft in England ein Angebot für ein Privatkonzert von den Beatles ablehnte - wahrscheinlich verband sie den Begriff "Beatlemania" mit einer schlimmen Krankheit und sagte dankend ab ...

oder

... Sarah Connor, die im Jahr 2005 überraschenderweise den Text unserer Nationalhymne von "Blüh im Glanze dieses Glückes" in "Brüh im Lichte dieses Glückes" umänderte ...

oder

... Star-Tenor Tony Henry, der beim Intonieren der kroatischen Nationalhymne einen Buchstaben verwechselte: Statt "Mila kuda si planina" (Du weißt mein Liebling, wie wir deine Berge lieben) sang er "Mila kura si planina" (Meine Liebe, mein Penis ist ein Berg).

Auch wenn an manchen Stellen die Schreibweise des Autors etwas gestelzt klingt und einige Sätze durchaus etwas kürzer hätten sein dürfen, so hat mir dieses Buch doch ein paar recht unterhaltsame Stunden beschert. Und wie man an meiner Empfehlung sehen kann, ist es durchaus auch etwas für "Nichtfußballfans".

Vier Sterne für ein gut recherchiertes Debüt!

P.S.: Ich habe das Buch damals noch vor Beginn der WM bekommen und gedacht, dass der Verlag sich einen guten Erscheinungstermin ausgesucht hat. Aber der Absatz scheint wohl nicht so reißend gewesen zu sein.
Vielleicht war die Werbung auch nur etwas dürftig.

© M. Schulte